Ein wichtiger Teil gewaltpräventiver Arbeit mit Jugendlichen ist der Erwerb von Kompetenzen, die es diesen ermöglichen, gewaltfreie Beziehungen mit anderen Menschen zu führen. Dies betrifft Freund*innenschaften ebenso wie Beziehungen zu Klassenkolleg*innen und Familienmitgliedern oder Intimbeziehungen. Da insbesondere Teeangerbeziehungen stark von gesellschaftlichen Bildern und Erwartungshaltungen geprägt sind, spielt der Abbau von Geschlechterstereotypen eine große Rolle, um das Ziel gewaltfreier Beziehungen zu erreichen.

Fragen von Jugendlichen zu diesem Thema sind zum Beispiel: Wie muss sich ein Mädchen verhalten, wenn es einen Freund hat? Darf es ihn anrufen? Darf ein Bub ein Mädchen ungefragt küssen? Was bedeutet es, wenn ich mich als Bub in einen anderen Buben verliebe? Gibt es spezifische Rollenerwartungen an nicht-binäre Jugendliche in Bezug auf Beziehungen? Welche Rolle spielt Macht in Beziehungen und wie kann ich damit umgehen?

Aber auch Fragen nach der Qualität von Beziehungen spielen eine große Rolle und müssen besprochen werden. Dabei reichen die Themenfelder von Sexualität/en über Kommunikation und gemeinsame Zeit bis hin zu Gewalt und Unterdrückung in Beziehungen. Welche Anzeichen gibt es zum Beispiel für Gewalt in einer Beziehung? Was bedeutet Stalking? Welches Verhalten überschreitet meine Grenzen und wie kann ich dies verhindern? Für Mädchen bedeutet Gewaltprävention oft, sich mit geschlechterstereotypen Verlustängsten zu befassen, den eigenen Wert zu erkennen und innerhalb der Beziehung eine eigene Identität zu bewahren.

Für LGBTIQA+ Jugendliche muss oftmals überhaupt erst Raum geschaffen werden, um über ihre Beziehungswünsche und Erfahrungen zu sprechen und diese gleichberechtigt mit heterosexuellen Teenagerbeziehungen wahrzunehmen. Auch gilt es beispielsweise die Herausforderungen asexueller Jugendlicher bewusst wahrzunehmen und zu thematisieren.

Ebenso vielfältig wie die Identität jeder*jedes einzelnen Jugendlichen sind auch die verschiedenen Beziehungswünsche und -formen und diese gewaltfrei zu gestalten, ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit.