Ökonomisch unabhängig agieren zu können, das Wissen um Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten und deren Zugang, die tatsächlich freie Wahl derselben, die Verfügbarkeit von Zeitressourcen und vieles mehr – all diese Dinge sind von der Kategorie Geschlecht nicht unbeeinflusst.
Wie sehr strukturelle und gesellschaftliche Verhältnisse vergeschlechtlicht, wie wirkungsmächtig geschlechterstereotype Vorurteile, Erwartungshaltungen, Macht- und Hierarchiemechanismen auch im ökonomischen Bereich sind, bleibt gerade in der Arbeit mit Jugendlichen häufig ausgeklammert. Gerade auch, weil ökonomische Realitäten und das Thema Geld nach wie vor tabuisierte Bereiche darstellen. Umso wichtiger ist es, diese Themen gemeinsam mit Jugendlichen zu besprechen und zu diskutieren und eine Auseinandersetzung, die diese Zusammenhänge offen benennt und verdeutlicht, zu ermöglichen.
Dabei ist auch die Beschäftigung mit der eigenen (ökonomischen) Lebensplanung und Realität zentral. Dies bedeutet zum einen sich mit vergeschlechtlichten Erwartungshaltungen und Stereotypen im Kontext von Beruf, Beziehung, Reproduktionsarbeit, Erwerbsarbeit, Familie und deren Auswirkungen auf Alltag, Beziehungen, Zeitressourcen, einen späteren Lebensabschnitt (Stichworte Pension, Altersarmut) etc. ebenso auseinanderzusetzen wie mit den Themen Sparen, Schulden, Konsum usw. Zugleich gilt es Jugendlichen den Raum zu geben, (berufliche) Wünsche zu formulieren und Wege, diese zu erreichen, aufzuzeigen, nicht geschlechtsstereotype Vorbilder und untypische Lebensweisen kennenzulernen und so Horizonte und Möglichkeitsräume zu erweitern.
Zum anderen sind Zahlen und Fakten rund um das Thema Ökonomie und Geschlecht zu vermitteln und strukturelle Verhältnisse und deren Hintergründe zu erklären. Hier gilt es historische Entwicklungen und Errungenschaften ebenso wie aktuelle Diskurse einzubinden und Zusammenhänge und Kontinuitäten sichtbar zu machen.
Ziel ist es, dass Jugendliche das eigene Leben in Hinblick auf ökonomische, im Kontext von Geschlecht stehende Abhängigkeiten befragen und dieses im Bewusstsein derselben sowie unter Einbeziehung von Unabhängigkeitsstrategien planen und so selbstbestimmter und freier agieren können.