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Geschlecht und Geld

Hintergrund

Der Zugang zu und der Umgang mit Geld spielen in unserer Gesellschaft eine entscheidende Rolle, sind jedoch immer noch mit Tabus behaftet und werden viel zu selten unter den Aspekten Geschlecht beziehungsweise Gewaltprävention betrachtet.

In dieser Methode möchten wir die Teilnehmer*innen daher dazu einladen, über die Entstehung und den Zweck von Geld unter dem Genderaspekt nachzudenken. Sie wurde nach einem Besuch im Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank entwickelt, das unter anderem die Geschichte des Geldes beinhaltete und beispielsweise historische Geldscheine oder ehemalige Zahlungsmittel wie Salz oder Kakaobohnen zeigte. Die historische Einbettung ist auch der Ausgangspunkt für diese Übung, die sich als thematischer Einstieg eignet.1


  1. Vgl. Homepage der OeNB: https://www.oenb.at/Ueber-Uns/Geldmuseum/Ausstellungen.html

Praktische Hinweise

Gruppengröße

Die Methode kann in Gruppen mit 5 bis 20 Teilnehmer*innen durchgeführt werden.

Dauer

Materialien

Aufbau und Anleitung

Der Schwerpunkt dieser Übung liegt auf dem Themenkomplex Geschlecht und Geld, dabei stehen die Auseinandersetzung mit der Darstellung von Geschlechterbildern und deren Repräsentationpraxen auf Münzen und Geldscheinen in ihrer historischen Entwicklung, also von der Einführung bis heute, im Zentrum.

Die Übung besteht aus mehreren Teilen: einem theoretischen Überblick über die Geschichte des Geldes sowie der konkreten Auseinandersetzung mit Münzen und Geldscheinen. Je nach Zeit und Gruppe können anschließend noch eigene Geldscheine gestaltet werden.

Theoretischer Überblick

Wir steigen mit einem kleinen, theoretischen Überblick über die Geschichte des Geldes ein: Als Grundlage dafür eignet sich die Broschüre der Oesterreichischen Nationalbank, die unter anderem eine Übersicht über dem Geld vorausgegangene Tauschmittel, wie etwa Vieh, Getreide, Felle, Kakaobohnen, Kaurigeld, Metalle, Salze etc., bietet, verschiedene Münzen und Scheine abbildet und thematisch bis in die Gegenwart reicht.1

In Europa war es üblich, auf Münzen die Portraits von Herrschern abzubilden. Der Huldigungstaler für Erzherzog Ferdinand II. von Tirol war die erste maschinell geprägte Münze.2

Kaiserin Maria-Theresia führte schließlich Kupfermünzen und Papiergeld ein und leitete mit dieser Reform den Übergang zum modernen Geldwesen ein. In dieser Zeit wurde auch der sogenannte Maria-Theresien-Taler (im Jahr 1741) eingeführt, der bis heute als berühmteste Silbermünze der Welt gilt und das Konterfei der Herrscherin zeigt.3

Moderne Münzen schließlich sind maschinell gefertigte Massenprodukte, deren weiteres Merkmal ist, dass ihr Materialwert nicht mehr ausschlaggebend für ihren tatsächlichen Wert ist.

Auf Heller und Kronen folgten 1923 Schillingmünzen. Die 1950er brachten wichtige historische Persönlichkeiten auf die Banknoten. Auch diese Auswahl, also wer als wichtig angesehen wird, um auf Geldscheinen abgedruckt zu werden, ist nicht frei von geschlechtsspezifischen Annahmen und Vorurteilen. Das 2000 von Peter Sengl gemalte Bild „Die 22 berühmten Österreicher(innen) auf den Schillingbanknoten seit 1945 als Gruppenbild“ zeigt ledigliche drei Frauen, nämlich die Friedensnobelpreisträgerin Berha von Suttner, die Malerin Angelika Kauffmann und die Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Rosa Mayreder.4

Wie aktuell dieses Thema nach wie vor ist, zeigt auch die Diskussion von 2017 in Großbritannien, in der es darum ging, neben der Queen eine weitere Frau auf einen Geldschein zu bringen. Schließlich schaffte es die Schrifstellerin Jane Austen auf die Zehn-Pfund-Note. Caroline Criado-Perez, die dieses Kampagne gestartet hatte, wurde jedoch mit Mord und Vergewaltigung bedroht.5

Mit 1. Jänner 2001 wurde als gemeinsame Währung der Europäischen Union der Euro eingeführt, wenngleich manche Mitgliedsstaaten, wie beispielsweise Tschechien, ihre ursprüngliche Währung behielten.

Analyse von Münzen und Geldscheinen

Wir sehen uns nun die Euromünzen bzw. das derzeitige Papiergeld an:

Wir beschäftigen uns dann mit der Haptik der Münzen bzw. Scheine und be-greifen diese im wahrsten Sinn des Wortes:

Gestaltung von eigenen Geldscheinen

Nun gestalten wir unsere eigenen Geldscheine. Als zusätzliche Vorbereitung können die sogenannten 0-Euro-Scheine analysiert werden. Das sind Souvenirs, die käuflich erworben werden können, aber keine Zahlungsmittel sind, also einen Nominalwert von 0 Euro haben.6

Auch hier erfolgt eine Analyse, die von den bereits genannten Fragen ausgehend erfolgen kann. Darüber hinaus können weitere, explizit auf die Genderthematik abzielende Fragen gestellt werden:

Wer möchte, kann anschließend seinen*ihren Geldschein vorstellen und erzählen, warum er*sie diesen so gestaltet hat. Die Geldscheine können auch im Klassenzimmer aufgehängt werden.

Hinweis: Bei der Gestaltung der eigenen Banknoten kann darauf geachtet werden, dass alle Kennzeichen echter Banknoten auch auf den selbst kreierten zu finden sind. Dies ermöglicht eine weitere Diskussion und bietet eine gemeinsame gestalterische Grundlage.


  1. Vgl. OeNB: Das Geld. Eine Publikation des Geldmuseums Wien 2018; Download unter: https://www.oenb.at/Ueber-Uns/Geldmuseum/Ausstellungen/das-geld.html (Katalog – Das Geld).

  2. Vgl. ebd., S. 32.

  3. Vgl. Münze Österreich: https://www.muenzeoesterreich.at/anlegen/anlagemuenzen/maria-theresien-taler

  4. Vgl. OeNB: Das Geld, S. 52–54.

  5. Vgl. z. B. Heeger, Viola: Warum die Welt für Männer „gemacht“ ist. „Frauen werden einfach vergessen“. Der Tagesspiegel, 1.3.2020. https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/warum-die-welt-fuer-maenner-gemacht-ist-frauen-werden-einfach-vergessen/25570264.html

  6. Vgl. Euro-Souvenierscheine: http://www.euro-souvenirscheine.de/

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