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Meine Beziehungen

Hintergrund

Die Übung „Meine Beziehungen“ zeigt die Vielfalt von Beziehungen auf und ermöglicht es, eigene wichtige Beziehungen sowie Bezugspersonen zu erkennen und zu benennen. Es ist wichtig, zu thematisieren, dass Menschen viele verschiedene Beziehungen, nicht nur Paarbeziehungen, die in der Regel im Vordergrund stehen, führen.

Denn in Workshops mit Jugendlichen hat sich gezeigt, dass das Wort „Beziehung“ meist Assoziationen mit sogenannten romantischen Beziehungen weckt, die Reichweite des Begriffs jedoch unerkannt bleibt. Die Methode ermöglicht es, unterschiedlichste Beziehungsarten ins Bewusstsein zu bringen und so den Beziehungshorizont zu erweitern. Zudem kann mit den Jugendlichen besprochen werden, welche Erwartungen sie in ihren persönlichen Beziehungen haben und wie sich diese voneinander unterscheiden. Dadurch ist es möglich, zwischenmenschliche Dynamiken, vermeintliche Selbstverständlichkeiten sowie tatsächlichen Konsens in verschiedenen Situationen sichtbar zu machen und zu diskutieren.

Die Übung ist sehr persönlich und kann die Teilnehmer*innen, gerade wenn sie sehr jung sind, persönliche Verluste in Beziehungen (Trennung, fehlender Kontakt, Todesfälle) erlitten bzw. zwischenmenschliche Konflikte oder Gewalt erfahren haben, in ihrer Verletzbarkeit zeigen. Für die Trainer*innen ist es hier wichtig, auf die Funktionen von und die Gefühle in Beziehungen einzugehen. Um in der Diskussion mit den Jugendlichen die nötige Offenheit zu haben, ist es notwendig, sich im Vorfeld mit diversen Beziehungsmodellen zu befassen und sich auch über die eigenen Beziehungen Gedanken zu machen:

Die Methode eignet sich gut als thematischer Einstieg.

Praktische Hinweise

Gruppengröße

Die Gruppengröße ist variabel, je nachdem kann unterschiedlich intensiv auf einzelne Beziehungsformen eingegangen werden. Bei kleineren Gruppen ist darauf zu achten, dass Druck entstehen könnte, die eigenen Beziehungen besprechen zu müssen. Hier ist es einmal mehr wichtig, zu betonen, dass nichts Persönliches erzählt werden muss, sondern dass dies ausschließlich freiwillig geschieht. Bei größeren Gruppen kann es hingegen vorkommen, dass Personen gerne erzählen würden, von der Gruppengröße jedoch eingeschüchtert sind. Auch hier ist als Trainer*in auf die Dynamiken zu achten.

Dauer

Die Übung kann in Gruppen, in denen sich die Teilnehmer*innen vertrauen, auch länger dauern. Wichtig ist dann, dass die Gruppe und deren Dynamiken bekannt sind.

Materialien

Aufbau und Anleitung

Die Übung findet in drei Schritten statt: Einleitung, Einzelarbeit und gemeinsame Besprechung.

Ein möglicher Einstieg ist:

„Ihr habt sicher alle eine Vorstellung davon, was eine Beziehung ist. Nun würde ich gerne zuerst mit euch verschiedene Arten von Beziehungen sammeln, bevor ihr dann für euch selbst über eure Beziehungen nachdenkt. Was fällt euch also ein, wenn ihr das Wort Beziehung hört?“

Nun werden die Meldungen gesammelt, aufgeschrieben und ergänzt, sodass die Vielfalt an Beziehungsmöglichkeiten sichtbar wird.

Danach wird die Einzelarbeit zum Beispiel folgendermaßen angeleitet:

„Jetzt geht es darum, einmal konkret über die Menschen in eurem Leben nachzudenken, die für euch wichtig sind, zu überlegen, in welcher Situation und auf welche Art das der Fall ist. Jede Person bekommt ein Blatt Papier. Irgendwo auf diesem Blatt seid ihr selbst und rundherum eure Beziehungen. Ihr könnt entweder schreiben und/oder zeichnen. Danach können wir darüber sprechen. Die Übung ist sehr persönlich und vielleicht will nicht jede Person etwas so Privates über sich erzählen. Das ist zu respektieren. Ihr müsst und sollt also nichts erzählen, was ihr nicht wollt.“

Die Teilnehmer*innen sollen sich dann einen Ort suchen, an dem sie ungestört zeichnen bzw. schreiben können. Die Trainer*innen unterstützen bei Bedarf. Oft sind sich die Jugendlichen unsicher, ob sie genug zeichnen, es die „richtigen“ Personen sind usw. Dann ist es wichtig, sie zu ermutigen, selbst zu entscheiden, weil sie die Expert*innen für ihre Beziehungen sind.

Anschließend können die Arbeiten in der Gruppe präsentiert und darüber gesprochen werden, was herausfordernd, schwierig, schön an dieser Aufgab war, wie wir Beziehungen kategorisieren, welche Bedeutung wir ihnen zumessen und was wir uns von ihnen wünschen/erwarten.

Diskussion

Mögliche Fragen für eine Besprechung oder Diskussion sind:

„Gerade bei jüngeren Teilnehmer*innen im Schulkontext ist mir aufgefallen, dass Lehrpersonen oft intervenieren und den Jugendlichen sagen, wen sie vergessen haben oder wer ihnen wie nahesteht. Dies ist eine klare Grenzüberschreitung und entspricht nicht den grundsätzlichen Workshopregeln, nämlich, dass das Teilen von Informationen und Gedanken freiwillig ist und es kein richtig oder falsch gibt. Es ist daher darauf zu achten – sollten Lehrpersonen oder Betreuer*innen anwesend sein –, dass die Privatsphäre der Jugendlichen gewahrt bleibt.“

Trainer*in, poika

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