Für viele Jugendliche spielt Musik eine große Rolle, daher kann daran methodisch gut angeknüpft werden. Im Rahmen der Gewaltprävention beschäftigen wir uns besonders mit heteronormativen, binären Geschlechtervorstellungen und Gewalt in Beziehungen, die in Songs romantisiert und dadurch auch teilweise normalisiert werden. Häufig fehlt es an Alternativen. Neben der Sensibilisierung für und Auseinandersetzung mit geschlechterstereotypen Verhaltensweisen und unhinterfragten Geschlechternormen in Songs ist es daher auch wichtig mit Jugendlichen Beziehungsnormen, die als Liebesbeziehungen dargestellt, aber in Wirklichkeit Gewaltbeziehungen sind, zu reflektieren. In einem weiteren Schritt sollen die Jugendlichen angeregt werden, andere, alternative Musikbeispiele zu suchen und mit ihnen über die hier vermittelten (Bild-)Inhalte zu sprechen.
Die hier zur Analyse vorgeschlagenen Songs setzen sich auf unterschiedliche Weise und mit individuellem Fokus kritisch mit vorherrschenden Geschlechternormen auseinander. Neben der Auseinandersetzung mit den Liedtexten kann auch die bildliche Videoebene in die Analyse und Diskussion einbezogen werden. Dies ermöglicht es, unhinterfragte Seh- und Hörgewohnheiten sichtbar zu machen und zu besprechen. Je nach Song und Gruppe können unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden.
Heteronormativität beschreibt den Zustand, dass Heterosexualität, also die Anziehung zu dem „anderen” binären Geschlecht, als Norm wahrgenommen wird. Heterosexuelle Menschen gelten daher als „normal”, während nicht-heterosexuelle Menschen als Abweichung von der Norm wahrgenommen werden.1
Teo, Thomas, editor. Encyclopedia Of Critical Psychology, Springer, 2014, https://doi.org/10.1007/978-1-4614-5583-7_134.↩
Die Methode eignet sich für unterschiedliche Gruppen, je nach Anzahl der Teilnehmer*innen kann die Auseinandersetzung mit den Fragen einzeln oder in Kleingruppen erfolgen.
Je nach Gruppe und Themenschwerpunkt, wählt der*die Workshopleiter*in einen Song aus. Der Einstieg in die Übung kann folgendermaßen gestaltet werden:
„Wer von euch hört gerne Musik? Welche Musik hörst du/hört ihr gerne? Heute werden wir uns mit Songs und welche Inhalte sie vermitteln auseinandersetzen. Dazu werden wir uns gemeinsam einen Song anhören bzw. das Video anschauen und dann in Kleingruppen (jede Person für sich) Fragen beantworten, die wir dann gemeinsam besprechen werden.“
Bei großen Gruppen wird dann in Kleingruppen von idealerweise nicht mehr als fünf Personen eingeteilt. Dann werden die auf die Tafel oder ein Flipchart aufgeschriebenen Fragen vorgelesen und kurz erläutert.
Worum geht es in dem Song?
Was ist dir aufgefallen?
Hast du Fragen? Gibt es etwas, was du nicht verstanden hast?
Wer kommt vor? Wer kommt nicht vor?
Wer wird wie dargestellt?
Was sagst du zum Text/zum Video?
Anschließend wird der Song vorgespielt, bei Bedarf noch ein zweites Mal. Dann bekommt jede Gruppe/bzw. Person den Songtext ausgedruckt zur Verfügung gestellt, um die Auseinandersetzung mit dem Text zu erleichtern. Die Diskussion der Fragen erfolgt dann entweder in Kleingruppen oder einzeln. Mitunter kann es bereits in dieser Phase sinnvoll sein, einzelne Begriffe zu erklären.
Dann finden sich alle wieder in der großen Gruppe zusammen. Die Fragen werden gemeinsam besprochen und vertiefend auf die Themen des jeweiligen Liedes eingegangen sowie noch Unklares geklärt und Informationen zur*zum Künstler*in gegeben.